16. April 2019
Smart & Connected AgriFood
Farm & Food 2019 Session Rückblick
Das AgriFood System der Zukunft stellt aufgrund globaler Herausforderungen höhere Ansprüche an die Nachhaltigkeit und wird durch neue digitale Technologien immer komplexer. Die Branche ist gekennzeichnet durch zunehmende Digitalisierung, Automatisierung und Personalisierung. Welche Herausforderungen und Chancen dies mit sich bringt, wurde bei Farm & Food diskutiert.
Alles digital, gedruckt und personalisiert?
Prof. Dr. Stefanie Bröring hat über disruptive Technologien, neue Geschäftsmodelle und das AgriFood System der Zukunft gesprochen. Letzteres stellt aufgrund globaler Herausforderungen höhere Ansprüche an die Nachhaltigkeit und wird durch neue digitale Technologien immer komplexer. Die Branche ist gekennzeichnet durch zunehmende Digitalisierung, Automatisierung und Personalisierung. Technologien anderer Branchen, zum Beispiel aus dem Gesundheitswesen, aber auch künstliche Intelligenz und Big Data werden immer relevanter für das Foodsystem. Ein Ziel ist zum Beispiel die personalisierte Nahrung, die auf die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen zugeschnitten ist. Wenn aus den einzelnen Technologiesystemen ein System von Systemen wird, kann es zur Verdrängung bestehender Geschäftsmodelle kommen. Das nennt man Disruption. Als Beispiel zeigte sie den Landwirt, der heute noch die Kaufentscheidung über Saatgut, Dünger und Landtechnik selbst trifft. Wenn jedoch eine dominante Handelsplattform mittels künstlicher Intelligenz dem Landwirt diese Kaufentscheidungen abnimmt, sind wir bei der digitalen Landwirtschaft als Service, was zur Disruption des normalen Agrarhandels führen kann. Die Grenzen zwischen den Branchen Lebensmittelerzeugung und Informationstechnik (IT) verschwimmen nach Angaben von Bröring zunehmend. IT-Größen wie Amazon, Google, Microsoft oder der chinesische Konzern Alibaba investieren zunehmend in den AgriFood Sektor, auch über Start-ups, oder kooperieren mit Firmen aus der Lebensmittelbranche. Letztendlich kam sie zu dem Schluss, dass alles, was digitalisiert werden kann, digitalisiert werden wird. Die Frage sei nur, von wem?
Podiumsdiskussion – Smart & Connected Agrifood
Den Wandel der statischen Wertschöpfungskette hin zum dynamischen Wertschöpfungsnetzwerk diskutierten Markus Mühleisen von Arla Foods, Dr. Martin Ziegelbäck von Saatbau Preisgut, Dr. Cornelia Weltzien vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie, Philip Vospeter von CLAAS und Dr. Julia Köhn von Pielers.de. Die Daten und Technologien sein da, aber vor allem beim Handel fehle die Transparenz noch, so waren sich die Teilnehmer einig.
Keynote von Julia Klöckner
Für die Bundesministerin ist die Landwirtschaft zugleich Treiber und Vorreiter der Digitalisierung und sie betonte: „Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sie kann uns helfen, politische Ziele zu erreichen und auch Zielkonflikte zu lösen. Am Ende geht es um Fakten versus Bauchgefühl, zum Beispiel können Gesundheit und das Wohlbefinden von Tieren digital überwacht werden.“ Um die Digitalisierung in der Landwirtschaft zu fördern, setzt die Ministerin auf drei Maßnahmen:
- erstens Forschung und Entwicklung,
- zweitens nationale und internationale Zusammenarbeit und
- drittens schnelles, flächendeckendes Internet und Mobilfunknetz.
Als Ergänzung erläuterte Klöckner, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium mit 900 Mio. € den viertgrößten Haushalt für Forschung und Entwickelung hat und dass davon bis 2022 60 Mio. € in das Bundesprogramm Digitalisierung in der Landwirtschaft fließen. Ein erheblicher Teil davon soll in die Etablierung digitaler Testfelder gesteckt werden. Damit soll herausgefunden werden, wie Digitalisierung in der Landwirtschaft und im ländlichen Umfeld funktionieren kann. Es soll unter anderem eine dezentrale Datenhaltung entwickelt werden, mit der die Landwirte die Datenhoheit behalten und die auch bei einem Internetausfall nicht zusammenbricht.