29. November 2017
Landwirtschaft unter Druck
Karl-Heinz Krudewig über die Chancen der digitalen Vernetzung
Karl-Heinz Krudewig von 365FarmNet entwickelt Software für die Landwirtschaft – aber er hat auch ein tiefes Verständnis für die landwirtschaftliche Praxis. Mehr als 10 Jahre arbeitete er nach landwirtschaftlicher Lehre und Studium in der Verwaltung eines Gutsbetriebs. Wir wollten im Vorfeld der Farm & Food 2018 von ihm wissen, wo er die größten Herausforderungen im Bereich Digital Farming sieht.
Farm & Food: Welche digitalen Werkzeuge bieten heute Ihrer Meinung nach den größten Nutzen für die landwirtschaftliche Praxis?
Karl-Heinz Krudewig: Wir haben in vielen Bereichen die ersten Aufschläge, merken aber, dass viele Bereiche noch in einem Satellitenstadium sind. Jeder ist mit sich beschäftigt, versucht aber, die Technologie der heutigen Zeit im landwirtschaftlichen Prozess einzubetten. Die Herausforderung ist dabei, den Landwirt wirklich abzuholen, damit er dieses technologische Verständnis aufnehmen kann.
Die Herausforderung im Landtechnik-Bereich ist es, die Maschinen in den Vordergrund zu stellen. Die Landwirte sind heute digital, indem sie Smartphone und Tablet einsetzen. Das sind Standardtechnologien, die sie verstehen. Es geht darum, inwieweit die Industrie in der Lage ist, diese Standardtechnologien zu nutzen, ohne mit eigenen Mitteln die Technologie in die falsche Richtung zu treiben.
Warum gibt es noch so viele Insellösungen statt vernetzter Systeme? Wie kann dieser Missstand überwunden werden?
Wir versuchen bei 365FarmNet, mit einem Partnernetzwerkkonzept die unterschiedlichen Gewerke zusammenzubringen. Jeder ist aber sehr stark mit seinem eigenen Unternehmensbereich beschäftigt – ein intensives Tunneldenken.
Die Herausforderung für die Landtechnik-Anbieter ist es, sich wirklich in den Prozess des Landwirts einzubetten und die gesamte Prozesskette zu betrachten, um dadurch dem Landwirt wirklich weiter zu helfen.
Warum ist die Konferenz Farm & Food so wichtig und was erwarten Sie von Ihrer Teilnahme?
Für mich als Landwirt hat die Farm&Food den Stellenwert, die Prozesskette miteinander zu verbinden – von der Aussaat bis zur Ernte, von der Verarbeitung bis zum Lebensmitteleinzelhandel. Der gesellschaftliche Druck auf die Landwirtschaft wird groß. Nur über eine digitale Vernetzung wird es gelingen, Daten und Informationen zu verbinden und die Transparenz zu schaffen, die der Bürger verlangt.
Was ist die größte Herausforderung, der sich Unternehmer heute angesichts der zunehmenden Digitalisierung stellen müssen?
Genau wie die Industrie ist der Landwirt einem kulturellen Wandel ausgesetzt. Er muss sich auf neue Techniken einstellen, die er bis jetzt versucht hat, zu verdrängen.