10. Februar 2020
Positiver Wandel durch Finanzierung und Zusammenarbeit in der Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft
Keynote: Aidan Connolly, Farm & Food 2020
Aidan Conolly ist CEO bei Cainthus, Irland. Farm & Food hat ihn eingeladen, auf der fünften Farm & Food 4.0 in Berlin über seine Expertise zum Thema Finanzierung in der Landwirtschaft zu sprechen. Hier können Sie seine Keynote vom 20. Januar 2020 nachsehen.
Ich gehöre zu den Menschen, die sehr optimistisch in Bezug auf Technologie sind und was sie für den Planeten tun kann. Wie können wir mehr Milch, mehr Eier, mehr Fleisch, mehr Unkraut, mehr Gerste, mehr Bohnen mit der gleichen Fläche an Land produzieren, und unsere Erträge um zwei Prozent pro Jahr steigern?
Wenn man sich die Produktivität der Landwirtschaft anschaut, dann haben wir das bereits erreicht. Die Erträge in fast allen Bereichen sind in den letzten zwanzig Jahren um rund 1,8 Prozent pro Jahr gestiegen. Wenn wir das fortsetzen, würden wir die 70 Prozent mehr Nahrungsmittel erreichen.
Aber wie wir vor allem in Deutschland und meinem eigenen Land, Irland, sehr wohl wissen, wollen die Verbraucher mehr. Sie wollen Nachhaltigkeit, sie wollen Tierschutz und sie wollen sehen, dass wir das Richtige tun, was die Art und Weise betrifft, wie wir die Lebensmittel produzieren.
Ich werde oft gebeten, darüber zu spekulieren, wie ein Betrieb in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren aussehen wird. Das finde ich sehr schwierig. Ich glaube, wir stehen vor einem Tsunami von Informationen und Technologien, der auf uns zukommt, und ich denke, wir müssen stattdessen die nächsten 24 Monate im Auge behalten.
Die Innovationsgeschwindigkeit nimmt zu, das ist uns in allen Unternehmen bewusst. Sogar in der Landwirtschaft, wo sie bisher etwas langsamer war, sehen wir eine Beschleunigung der Innovation.
Wenn man mir sagt: „Die Landwirtschaft wird sich nicht ändern; sie hat sich seit fünfzig Jahren nicht mehr effektiv verändert. Ich frage dann, ob es schon vor Uber Taxis und vor Netflix Filme gegeben hat. Wir haben so viele Unternehmen gesehen, die auseinandergerissen und katastrophal verändert wurden – wird das nicht auch in der Landwirtschaft passieren?
Die „Acht der Technologien“
Sie haben bereits das Gemälde von Steve Sonc (wie von Joe Bassett in seiner Keynote beschrieben, A.d.R., beschrieben), Illinois, gesehen. Er beschreibt einen Betrieb, der zunehmend in Echtzeit Informationen von Pflanzen sammelt und sie wieder in die Erntemaschinen, die Dünger, einspeist. Diese Informationen beeinflussen zum Beispiel die Art und Weise, wie wir Tiere füttern.
Die Datenlücken, die in der Landwirtschaft bestehen, sind allerdings enorm. Schauen Sie sich zum Beispiel die Geflügelindustrie an: Sie hält sich für enorm effizient; sie setzt dreißig-, vierzigtausend Vögel in einen Stall, lässt sie vierzig Tage lang herumlaufen und nimmt sie wieder heraus. Wenn Sie einen Landwirt fragen, was er über diesen Prozess weiß, wird er Ihnen sagen, dass er das Gewicht der Hühner kennt, wenn sie reingehen, und das Gewicht der Hühner, wenn sie rausgehen.
Sie kennen weder das Gewicht im Verlauf dieser vierzig Tage noch die Futteraufnahme auf Gruppen- oder individueller Ebene, die Wasseraufnahme oder den Gesundheitszustand der Tiere. Dann kommen wir zu Stress und Wohlbefinden der Tiere, Kohlendioxid: All diese Datenpunkte sind nicht bekannt.
Ich denke, es gibt die „Acht der Technologien“, die die Landwirtschaft verändern werden: Es gibt vier Technologien, die softwarebasiert sind (KI, VR, Augmented Reality, Blockchain), vier Technologien, die hardwarebasiert sind (Roboter, Sensoren, Drohnen, 3D-Drucken), und ich stelle das Internet der Dinge in den Mittelpunkt.
Die Acht spielt in die fünf Bereiche hinein, die als landwirtschaftliche Revolution bezeichnet werden: Intelligente Bauernhöfe, Sensorrevolution, Mikroben, Genombearbeitung sowie die Pflanzenzüchtung der nächsten Generation.
Im Moment stehen wir vor einer Welt, in der eine Menge landwirtschaftlicher Technologie Einzug hält. Doch der Neueinsteiger und Innovatoren, die diese Technologien auf den Markt bringen, die Start-ups, verstehen mitunter manchmal nicht, was die Landwirte tatsächlich brauchen. Hier braucht es nicht nur eine Finanzierung der Landwirtschaft, sondern auch Wissen.