05. Juni 2019
Interview mit Ruud van den Bulk, Universität Wageningen
Keine Zukunft ohne Risiko: Gentechnik muss sorgfältig eingesetzt werden
Von Sarah Liebigt
Wir müssen Technologien wie CRISPR sorgfältig einsetzen, sagt Ruud van den Bulk, Universität Wageningen, im Interview mit Farm and Food 4.0. Unternehmen und Institute schauen in diesen Tagen nach Brüssel. Forscher und Entwickler erwarten, dass das nächste Europäische Parlament die Genforschung und die Anwendung ihrer Resultate etwas erleichtert.
Farm & Food: Die Universität Wageningen belegt wiederholt obere Plätze in internationalen Rankings im Bereich der Agrarwissenschaften. Wie entwickelte sich diese Erfolgsgeschichte?
Ruud van den Bulk: Ich denke, dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen natürlich die Größe der Universität Wageningen. Insgesamt umfasst die Belegschaft rund 6000 Menschen. Cirka die Hälfte davon arbeitet für die Forschungsinstitute der Universität. Wir sind keine gewöhnliche Universität: Wir decken die Bereiche von angewandter hin zu Grundlagenforschung ab und haben einen Wissensfluss von der Universität an die Forschung und zurück. Das ist eine einzigartige Kombination.
Darüber hinaus sind wir es gewohnt mit und für Industrie und Firmen zu arbeiten. Um mit der eigenen Forschung Werte zu schaffen, benötigt man Partner, man kann das nicht alleine bewältigen. Zu wissen, wie unsere Partner denken und ihre Sprache sprechen, ermöglicht es uns, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich denke, das ist wichtig für die Position, die wir in der Vergangenheit erreicht haben.
Die Europawahlen Ende Mai werden Europas Haltung und Umgang mit der Gentechnik beeinflussen. Denken Sie, das neue Parlament wird einen zügigeren Fortschritt in Genforschung und -technik erlauben?
Sicherlich hoffen wir, dass wir Zeuge einer positiven Entwicklung werden. Auf der F&A Next 2019 (*Konferenz der Universität Wageningen, A.d.R.) haben wir einige Präsentationen über die Vorteile der Gentechnik gehört und wir glauben, dass Vorteile und Nutzen die Nachteile überwiegen, die es eventuell gibt.
Jede neue (Gen)Technik, CRISPR/Cas im Besonderen, muss sorgfältig geprüft werden. Man muss sicher stellen, dass das, was auf den Markt bringt, keinen negativen Effekt auf Menschen, Tiere oder die Umwelt hat. Wir glauben, dass wir mit der sehr präzisen Gentechnik eine Möglichkeit haben, Produkte herzustellen, die umweltfreundlich sind und die zu den Nachhaltigkeitszielen (der UN, A.d.R.) beitragen.
Wir hoffen, dass die nächste Legislaturperiode im Europäischen Parlament richtige und baldige Entwickelungen bringen wird. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass sich Entscheidungsprozesse künftig am entstehenden Produkt orientieren – und nicht an der verwendeten Technologie. Es wird ein langer Weg.
Was denken Sie: Welche Herausforderung in der Landwirtschaft werden wir als nächstes meistern?
In die Zukunft zu schauen, ist nie einfach. Wir müssen die Gesellschaft in die laufende Debatte zur Gentechik holen. Menschen müssen sowohl ihren Nutzen als auch Gefahren besser verstehen können. Schließlich kann die Gesellschaft uns helfen, das Europäische Parlament davon zu überzeugen, dass diese Art der Weiterentwicklung gut ist.
Eine risikofreie Gesellschaft gibt es nicht.