02. September 2019
Frederik Langsenkamp über Klimawandel, Landwirtschaft und Robotik
„Man hat ständig das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen“
Von Laura von Ketteler
Rings um Osnabück ist die Gegend geprägt von kleinen, mittelständischen Höfen, oft familiengeführt. Der Hof Langsenkamp ist einer von ihnen. Im Gespräch mit Farm & Food berichtet Frederik Langsenkamp über alltägliche wie große Herausforderungen auf dem Betrieb und die Sorge, dass der Klimawandel und die daraus folgenden Probleme auf den Landwirt abgeladen werden.
Digitalisierung und Technisierung sind seit geraumer Zeit präsente Themen in der Landwirtschaft. Wo siehst Du die Trends der Zukunft?
Ich sehe die Trends nach wie vor in Big Data und der Datensammlung und Analyse von Daten, aus denen der Landwirt Schlüsse auf sein Wirtschaften ziehen kann. Die Auffassung von Satellitenbildern und Biomassedaten zum Beispiel ermöglichen eine Präzision der Aussaatstärke. Um ökonomisch aber vor allem ökologisch wirtschaften zu können, wird auch die Robotik eine große Rolle spielen. Die Robotik ist dem Menschen einfach überlegen, muss nicht schlafen und ist weniger fehlerbehaftet. Der Trend geht weg von der ganzheitlichen Flächenbearbeitung hin zum teilflächenspezifischen und einzelflächenspezifischen bewirtschaften. Dadurch entsteht ein enormes Einsparungspotential von Düngemitteln und Pflanzenschutz.
Der Hof Langsenkamp ist ein mittelständischer Familienbetrieb. Wie steht ihr zu dem Thema Digitalisierung und Innovation?
Da wir ein relativ kleiner Betrieb sind, fehlen uns die finanziellen Mittel, intensiv in Techniken einzusteigen. Allerdings stehen wir in engem Austausch mit der Hochschule Osnabrück. Wir veranstalten hier Workshops, bei denen wir vor allem über Low-Cost Verfahren sprechen. Dabei geht es darum, kostengünstig und effizient digitale Technik zu installieren.
Auf meinem Betrieb arbeite ich mit alltäglichen Tools, so wie mit der Ackerschlagkartei und auch die Mastschwein Fütterung ist komplett digitalisiert und technisiert. Zusammen mit der Hochschule haben wir auch ein Parallelfahrsystem für ein vereinfachtes Lenkverhalten installiert. Problem ist dabei allerdings die Netzabdeckung hier in der Gegend, aber ich vermute, dass wir nicht die einzigen sind, die dieses Problem haben.
Sind Landwirte in Deutschland bereit, sich auf Innovationen einzulassen?
Der Landwirt nimmt diese Themen durch Fachzeitschriften, Messen und andere Veranstaltungen wahr, aber er nimmt sie verhalten auf. Oft fehlt dem Landwirt die Zeit oder die Macht der Gewohnheit steht ihm und einer Innovation im Wege. Sagen wir es mal so, der Landwirt hat in seinem Leben ca. 40 Versuche seinen Acker zu bestellen, weil er nur jährlich eine Frucht etablieren kann. Bei so einer Zeitspanne greift man verständlicherweise eher auf traditionelle Methoden zurück, als neue Techniken auszuprobieren. Vor allem kleine und mittelständische Betriebe sind, im Gegensatz zu großen Betrieben, die einen größeren finanziellem Spielraum haben, skeptisch.
Was muss Deiner Meinung nach eine Innovation mit sich bringen, um für den Landwirt attraktiv zu sein?
Die Innovation muss praktikabel für den Landwirt sein, leicht zu handhaben und schnell umsetzbar. Oft kann der Landwirt nicht viel Zeit in solche Dinge investieren, da sein Alltagsgeschäft ihn auf Trapp hält. Wichtig ist auch, dass ein gewisses Resultat absehbar beziehungsweise einsehbar ist. Der Landwirt benötigt eine gewisse Sicherheit, dass die Methode einen Mehrwert hat und Erfolg zeigt und wirtschaftlich und heute natürlich besonders wichtig ökologisch ist.
Was sind Deine alltäglichen Herausforderungen auf dem Betrieb?
Wir sind ein konventionell wirtschaftender Betrieb und unser Haupterwerbszweig ist die Schweinemasthaltung. Außerdem betreiben wir 60 ha Ackerland mit Mais, Weizen, Triticale und Roggen, wobei ein großer Teil des Ertrags als Schweinefutter dient. Unser größtes Problem ist es mit dem Strukturwandel mitzuhalten. Wir verspüren immer mehr Druck durch Auflagen, die man zu erfüllen hat und gleichzeitig müssen wir Marktgerecht produzieren. Das ist für eine Familie, die rein von ihrem Betrieb lebt, nicht einfach. Die Landwirtschaft ist unser tägliches Brot. Ein anderes Problem sehe ich im öffentlichen Meinungsbild über die moderne Landwirtschaft. Man hat ständig das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen, für die Art und Weise wie man Landwirtschaft betreibt.
Stichwort Klimawandel?
Die örtliche Politik ist auf den Zug aufgesprungen, Klimaschutz zu betreiben. Meiner Meinung nach ist aktive Landwirtschaft Klimaschutz. Allerdings werden die Probleme durch den Klimawandel auf den Landwirt abgeladen. Viele Beschlüsse werden über die Köpfe der Landwirte hinweg beschlossen, ohne mit ihnen zu kommunizieren. Ich gehe stark davon aus, dass Landwirte gerne Vorschläge, die dem Klimaschutz dienen, umsetzen, aber von oben herab ist das nicht förderlich. Viele Vorschriften schwächen uns als kleinen Betrieb oft wirtschaftlich. Wir haben hier eine kleinbäuerliche Struktur, die das Landschaftsbild und die Kulturlandschaft prägen. Allerdings sehe ich das Problem darin, dass große Betriebe uns in naher Zukunft vertreiben werden.