15. Juni 2020
Insektenmehl statt Soja
Bodenschmiedefinalist FarmInsect über seine Idee
Das Start-Up FarmInsect bietet, mit am Betrieb produziertem Insektenmehl, Landwirten eine Lösung, regionale organische Rückstände zur Produktion von Insektenlarven zu verwenden. Diese können anstelle von importiertem Soja- oder Fischmehl als Proteinfuttermittel an die Nutztiere verfüttert werden.
Während des Live-Pitchs im Juni 2020 hatten Jury und Zuschauer Gelegenheit, den Finalisten Fragen zu stellen. Da längst nicht alle Nachfragen live beantwortet werden konnten, baten wir die Finalisten im Nachgang um weitere Informationen. Im Folgenden finden Sie das Live-Pitch-Video sowie die Antworten von Mitgründer und CEO Thomas Kuehn.
Darf man Insekten als Futtermittel verwenden? In Österreich ist dies zumindest verboten.
Die Verwendung von Protein aus Insekten ist stark reguliert. Insektenmehl ist aktuell nur als Futtermittel für Fische erlaubt. In der EU ist die Verwendung von ganzen Insekten (lebend oder tot) für alle Nutztiere außer Wiederkäuer erlaubt. Soweit wir wissen, hat jedoch Österreich dies nochmal eingeschränkt, bis weitere Erkenntnisse vorliegen. Dort ist aktuell nur die Fütterung von Insektenmehl an Fische erlaubt.
Welche Insektenarten werden eingesetzt? Werden die Insekten lebend verfüttert oder vorher verarbeitet?
Es wird die Schwarze Soldatenfliege, Black Soldier Fly (Hermetia illucens) eingesetzt, weil sie ein breites Futterspektrum an Reststoffen verwerten kann. Die Insekten können je nach landwirtschaftlichem Betrieb lebend, getötet oder auch in verarbeiteter Form, z.B. Pellets für Fische, verfüttert werden.
Können die Landwirtinnen das ganze Jahr über Insektenmehl produzieren? Wie sehr sind die Gesamtkosten dann von Energiekosten (Beheizung) abhängig? Würden Sie sich eine Zulassung von Lebensmittelabfällen als Futter wünschen?
Ja, eine ganzjährige Produktion ist möglich. Wir züchten die Insekten in einer isolierten Klimakammer, sodass die zugeführte Energiemenge auch im Winter gering ist. Zusätzlich produzieren die Insekten Wärme, was den Energieverbrauch weiter reduziert.
Unsere Lösung und unser Geschäftsmodell funktionieren auch ohne die Verwendung von Lebensmittelabfällen. Außerhalb der EU sind Lebensmittelabfälle schon zugelassen. Für uns würde dies die Flexibilität und die Einsetzbarkeit noch weiter verbessern.
Warum wird durch das Insektenprotein das Schwanzbeißen und Federpicken verringert?
Zum einen wirkt sich das tierische Protein mit seiner speziellen Aminosäurezusammensetzung positiv auf das Verhlten der Tiere aus. Ein gewisser Teil an tierischem Protein gehört zum natürlichen Nahrungsspektrum der meisten Nutztiere. Dies ist auch einer der Gründe, warum Fischmehl so weit verbreitet ist in der Fütterung. Bei Insekten kommt zusätzlich noch dazu, dass insbesondere bei der Fütterung lebender Insekten der natürlich Trieb der Nahrungssuche wieder ausgelebt werden kann.
Gibt es eine Art „Tierschutznutztierhaltungsverordnung“ für Insekten?
Da Insekten als Nutztiere eingeordnet sind, unterliegen sie nahezu den gleichen Haltungsbedingungen wie alle anderen Nutztiere. Dies wirkt sich zum Beispiel auch auf die Art der zugelassenen Futtermittel für Insekten aus. Einzig die Tierschutzverordnung findet keine Anwendung für Insekten.
Aufgrund von BSE Krise dürfen in Österreich keine tierischen Eiweißquellen an Hühner und Schweine verfüttert werden. Wenn die Larven deswegen weiter transportiert werden müssen, dann hat der Nachhaltigkeitsgedanke keine Wirkung, oder?
Die CO2-Bilanz ist dann wieder ähnlich, nur dass nicht wir importieren, sondern exportieren. Verarbeitetes Protein aus Insekten ist unseres Kenntnisstandes auch in Österreich für die Verwendung als Fischfutter erlaubt. Hier wäre der Ansatz, die Insekten z.B. in Kooperation mit einer regionalen Futtermühle weiter zu verarbeiten. Grundsätzlich gehen wir auch davon aus, dass sich die Regulierung in der nächsten Zeit noch weiter öffnen wird.