04. Januar 2018
Die Hemmschwelle zur Nutzung von Sensorsystemen reduzieren
Interview mit Dr. med. vet. Nanna Lindner über die Möglichkeiten, die Sensortechnologien den Bauern bieten
Das Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte an der Humboldt-Universität zu Berlin (IASP) beschäftigt sich u.a. mit der Entwicklung von Sensorsystemen zur Messung des Tierwohls und der Tiergesundheit. Auf der Farm & Food im Januar stellt das IASP diese Technologien vor. Im Vorfeld der Konferenz sprachen wir mit Frau Dr. med. vet. Nanna Lindner.
Farm & Food: Worum geht es konkret bei Ihrem Forschungsprojekt „smardwatch“?
Dr. Nanna Lindner: Das Ziel ist es, ein Sensorsystem zu entwickeln, das in der Lage ist, am Ohr des Tieres direkt über die Haut psychophysiologische Parameter zu erfassen – und somit das Tierwohl und die Tiergesundheit direkt am Tier messbar zu machen. Das Projekt beschäftigt sich mit der Entwicklung des Sensorsystems sowie der Validierung und der Praxistauglichkeit des Gesamt-Systems.
Warum macht es Sinn, mit Sensoren Nutztier-Parameter wie Muskelaktivität, Hauttemperatur etc zu erfassen? Welche Erkenntnisse können Landwirte daraus gewinnen?
Wir erfassen mit der smardwatch-Ohrmarke psychophysiologische Parameter wie das Elektromyogramm, Hautpotenzial, Hautwiderstand, Hauttemperatur und die Bewegungsaktivität. Nach einer methodischen Auswertung und Aufbereitung der Ergebnisse ist ein Rückschluss auf die Emotion, Kognition oder die Motorik der Tiere möglich. Die Auswertung erfolgt anhand der chronobiologischen Regulationsdiagnostik. Dies ermöglicht die Detektion von Stressgeschehen, die Früherkennung von Erkrankungen oder auch das Eintreten der Brunst- oder Abkalbezeitpunkts.
Warum ist die Konferenz Farm & Food 4.0 so wichtig und was erwarten Sie von Ihrer Teilnahme?
Für uns als Forschungseinrichtung ist es von besonderer Bedeutung, den engen Kontakt mit den Praxisunternehmen und den kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland herzustellen. Wir möchten eine Hilfestellung zur Bewirtschaftung großer Milchviehbetriebe bieten und die Hemmschwelle zur Nutzung von Sensorsystemen reduzieren.
Was ist die größte Herausforderung, der sich Unternehmer heute angesichts der zunehmenden Digitalisierung stellen müssen?
Auch im Bereich Landwirtschaft nimmt die Digitalisierung zu. In der Tierhaltung haben wir eine steigende Auswahl an Sensorsystemen. Der gegenseitige Nutzen dieser Systeme ist aus unserer Sicht sehr wichtig. Es bleibt dennoch schwierig für den Landwirt, aus der Vielzahl dieser Informationen Erkenntnisse für seinen Betrieb zu gewinnen.