07. August 2018
Datenkompetenz ist entscheidend für KWS
Interview mit Dr. Alexander Wiegelmann, KWS SAAT SE
Als Vice President M&A / Head of Transactions ist Dr. Alexander Wiegelmann bei der KWS SAAT SE unter anderem für die Anbahnung von Kooperationen mit Startups verantwortlich, bis hin zu Akquisitionen. Nach welchen Kriterien wählt KWS SAAT die Startups aus, mit denen sie eine Partnerschaft eingehen wollen? Was sind die Dos and Donts bei solchen Kooperationen? Darüber sprachen wir mit ihm im Vorfeld der Farm & Food 4.0 Konferenz, die am 21. Januar 2019 in Berlin stattfinden wird.
Farm & Food: Welche Rolle spielt Datenkompetenz bei der Auswahl von potenziellen Übernahme- oder Kooperations-Kandidaten in Ihrem Hause?
Dr. Alexander Wiegelmann: Datenkompetenz spielt fraglos eine zunehmend bedeutende Rolle insbesondere bei Startups, wobei stark zwischen den Geschäftsmodellen innerhalb der Agrarwirtschaft zu unterscheiden ist.
Im Bereich des alternativen oder biologischen Pflanzenschutzes sind sowohl undigitalisierte wie auch hochdigitalisierte Unternehmen anzutreffen und erfolgreich. Der hochdigitalisierte Bereich setzt beispielsweise in der Selektion von mikroorganischen Konsortien auf Big-Data-Analysen mittels künstlicher Intelligenz.
Hingegen basieren die Geschäftsmodelle in den Bereichen Precision Farming und Online Plattformen ebenso wie in den Bereichen Synthetic Biology und Smart Breeding auf purer Datenkompetenz. Artificial Intelligence findet hier insbesondere in der Agrarwirtschaft einen perfekten Use Case vor: Es existieren enorme Datenmengen und die Markteintrittsbarrieren sind im Vergleich zur Gesundheitswirtschaft geringer.
Aber auch Anbieter von Investment-Fonds können sich mittels Datenkompetenz unterscheiden und sich dadurch als Kooperationspartner qualifizieren. Zusammengefasst ist das Thema Datenkompetenz bis auf wenige Ausnahmen ein entscheidendes Auswahlkriterium. Es ermöglicht zudem einem traditionellen Konzern wie KWS sich neue Aktivitätsgebiete zu erschließen, wodurch Skaleneffekte nutzbar werden.
Aus welchen Bereichen kommen die Startups, die Sie derzeit am interessantesten für Ihr Unternehmen einschätzen? Welche Trends sind für Sie wichtig?
Von besonderem Interesse sind Unternehmen der Bereiche alternativer Pflanzenschutz – wie erwähnt, selbstverständlich Züchtung und zudem Nischenfeldfrüchte – also Nutzpflanzen mit relativ geringer Anbaufläche weltweit.
Diese Bereiche spiegeln auch die übergeordneten Trends wider, die einerseits stark von der zunehmenden Regulierung im Bereich Pflanzenschutz und andererseits von den Auswirkungen des klimatischen Wandels ausgehen.
Darüber hinaus verlangt das globale Bevölkerungswachstum nach züchterischen Antworten sowie einer größeren Diversifizierung.
Durch die Erschließung weiterer Agrarflächen ist auch die Verbreiterung des Nutzenpflanzenportfolios denkbar. Schließlich verlangen Konsumenten in entwickelten Ländern nicht nur eine ausgewogene, sondern auch eine abwechslungsreiche Ernährung, wodurch Nischenfeldfrüchte relevanter werden.
Wie würden Sie die Dos und Donts bei der Zusammenarbeit mit Startups beschreiben?
Die meisten Dos und Donts hängen von der jeweiligen Partnerschaft ab. Grundsätzlich wollen wir ein Partner für Startups sein und gemeinsam wachsen.
In diesem Sinne verstehen wir als Dos den Aufbau nützlicher Kommunikationskanäle zwischen den jeweiligen Experten, die Entwicklung verlässlicher Rahmenbedingungen zur aktiven Wahrnehmung von Aufsichts- und Kontrollpflichten, die bestmögliche Unterstützung zur Unternehmensentwicklung und Geschäftsanbahnung sowie die Fokussierung auf vertragliche Bedingungen, die Anreize zur Zusammenarbeit nachhaltig stärken.
Gleichsam erachten wir es als ein Dont, die Erwartungen und Vorgaben an Startups allzu präzise festzulegen, so dass das Unternehmertum beeinträchtigt werden könnten, und den Partner vor überraschende Entscheidungen zu stellen.
Selbstverständlich sollten auch die ausgewählten Startups unsere Prinzipien der Partnerschaft teilen.
Warum ist Pioneering AgTech ein spannendes bzw. relevantes Format und was erwarten Sie von der Teilnahme?
Pioneering AgTech ist ein innovatives Konzept, welches den unterrepräsentierten Bereich der Seed Finanzierung oder auch Start-up Kollaborationen im deutschsprachigen Raum anvisiert. Dieser Bedarf ist insbesondere für Unternehmen und Konzerne in der Agrarwirtschaft signifikant.
Gleichzeitig war die Vielzahl an AgTech Ansätzen für erfolgversprechende Geschäftsmodelle nie größer. Pioneering AgTech kann als innovative Plattform dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Dass sich hier Startups mit etablierten Unternehmen in einem moderierten Ansatz persönlich treffen können, wird für wertvolle Inspiration, neue Ideen und diverse Formen der Wertschöpfung sorgen.