08. Februar 2020
Anschlussfinanzierung: Start-Ups werden nicht vererbt
Interview mit Katrin Jakob, California Business Associates
In Deutschland fehle es an der Anschlussfinanzierung und -förderung für Start-Ups, so Jakob. Hiesige Unternehmen müssten zudem verstehen, dass der Finanzierungskreislauf einen Verkauf eines Start-Ups vorsehe, nicht dessen Wachstum und langfristige Entwicklung durch die Gründer selbst.
Von Sarah Liebigt
Farm & Food: Sie waren eine der Referentinnen im Workshop „Ecosystem AgTech“ und haben den Roundtable zu AgTech im Silicon Valley geleitet. Bitte teilen Sie uns Ihre Eindrücke von diesen Sessions mit.
Katrin Jakob: Es ist immer spannend, Ideen aus dem Silicon Valley nach Deutschland zu bringen. Vor allem im Bereich AgTech, wo das Silicon Valley im Vergleich zu anderen Industrien erst in den letzten Jahren aufgeholt hat. Wir haben heute ein umfangreiches Ag & Food Tech Start-Up-Ökosystem, und die Fragen, die heute hier gestellt werden, konzentrieren sich auf dessen Wiederholbarkeit: Was können wir vom Silicon Valley lernen, was können wir in Deutschland und in Europa besser machen? Es gibt immer noch große Hindernisse für Start-Ups in Deutschland und Europa, insbesondere bei der Anschlussfinanzierung. Soweit ich weiß, gibt es eine große Unterstützung für junge Unternehmensgründungen an den Universitäten, sowie auf Bundes- als auch auf europäischer Ebene. Aber es fehlt meist die Anschlussfinanzierung.
Um ein starkes Ökosystem aufzubauen, muss man einen Schritt zurücktreten und darüber nachdenken, wie der Förderkreislauf funktioniert. Investoren geben Geld an einen Fonds, der zur Unterstützung von Start-Ups verwendet wird. Das Start-Up muss sich entwickeln und wird irgendwann verkauft oder geht an die Börse. Ich habe den Eindruck, dass sich deutsche Unternehmen dieses Schrittes noch nicht bewusst sind. Meist wollen sie ein tolles Unternehmen aufbauen, es behalten und vielleicht sogar an ihre Kinder weitergeben.
Die deutsche Agrarwirtschaft muss sich weiterentwickeln, sie muss die Finanzierung bereitstellen und auch bereit sein, Start-Ups zu kaufen. Start-Up-Organisationen in Deutschland müssen Allianzen mit der Industrie aufbauen, um den Finanzierungskreislauf schließen zu können. Nur so können sich aus den Start-Ups am Ende skalierbare Unternehmen entwickeln.
Im Workshop hatten wir eine Frage, die sich auf einen zu fragmentierten Markt in Deutschland und Europa bezog. Es hieß, dass es in den USA leichter sei, zu skalieren. Das ist aktuell zwar richtig. Aber VC kommt nach Deutschland, es wird einfach einige Zeit dauern, bis sich die unterschiedlichen Denkweisen aufeinander eingestellt haben. Es gibt sicherlich gute Aussichten für deutsche AgTech-Unternehmen, auch tatsächlich in Deutschland erfolgreich zu sein.
Wie würden Sie die Relevanz der Farm & Food bewerten?
Zunächst einmal bin ich sehr froh, dass es eine Konferenz wie diese überhaupt gibt. Die Farm & Food betrachtet verschiedene Aspekte der Landwirtschaft. Sie schaut auf Innovation, auf Digitalisierung, auf regenerative Landwirtschaft. Manchmal passen diese Themen vielleicht nicht zusammen, aber das schafft wunderbare Diskussionen. Das ist etwas, das ich an der Konferenz mag. Es gibt auch eine große Bandbreite unter den Teilnehmern: Jeder, der auf dem Tisch sitzen sollte, ist tatsächlich hier: alle, die man braucht, um AgTech voranzubringen.