12. Juni 2020
Der besondere Mähdrescher
Bodenschmiedefinalist Philipp Flierl über seine Idee des Mähseparators
Die Mähseparator-Technologie war eine von sieben eingereichten Ideen, die es ins Finale des Ideenwettbewerbs Bodenschmiede schafften. Ziel dieser Weiterentwicklung klassischer Mähdrescher soll es sein, die Strohbewegung so gering wie möglich zu halten und im optimalen Fall bereits vor dem eigentlichen Druschprozess eine Trennung der Haupt- und Nebenernteprodukte zu erzielen. Dadurch wird eine optimale Lösung zur Strohverteilung geschaffen.
Während des Live-Pitchs im Juni 2020 hatten Jury und Zuschauer Gelegenheit, den Finalisten Fragen zu stellen. Da längst nicht alle Nachfragen live beantwortet werden konnten, baten wir die Finalisten im Nachgang um weitere Informationen. Im Folgenden lesen Sie die Antworten von Philipp Flierl.
Lässt sich der Mähseparator als Vorsatzgerät an vorhandene Mähdrescher anbringen?
Der Mähseparator ist grundsätzlich ein Vorsatzgerät. Dieses jedoch konkret an aktuelle Mähdrescher anzubringen, ist nicht Teil unseres Vorhabens. Der Grund liegt in zwei Teilaspekten:
Gutfluss: Gewisse Kulturen (bspw. Raps – Trennung der einzelnen Schoten vom Stängel) sind nicht ohne Weiteres in Haupt- und Nebenernteprodukt zu unterteilen. Die Samenernte erfolgt deshalb über die direkte Abscheidung im Vorsatzgerät. Da diese Vorabscheidung jedoch nicht ausreicht, um aktuelle Verlustniveaus einzuhalten, ist der nachfolgende „Mähdrescher“ unter anderem für die „Restkornabscheidung“ zuständig. In Summe ergibt sich eine Vielzahl an Schnittstellen, welche nicht ohne Weiteres koppelbar sind.
Maschinenauslastung: Ist die Trennung von Haupt- und Nebenernteprodukten möglich (bspw. Weizen: Trennung der Ähren vom Stroh), würde deutlich weniger Erntegut dem Mähdrescher zugeführt werden. Dieser wäre nicht ausgelastet. Darüber hinaus steigt die Anzahl an Bruchkörnern, durch die auf Abscheideleistung getrimmten Dreschwerke. Im konkreten Fall wäre nur noch ein „Nachdreschorgan“ notwendig.
Sie sagen, dass es vor allem für kleine Betriebsflächen interessant ist, den MS einzusetzen. Wie schätzen Sie den Einsatz auf Flächeneinheiten jenseits 50 ha durchschnittlicher Größe ein?
Der Einsatz der Mähseparator-Technologie ist tatsächlich zunächst nur für kleinere Flächen relevant. Da ein Einsatz mehrer kleiner Mähdrescher statt eines Großen keinen Sinn macht, sofern diese von einem Fahrer bedient werden. Der Fokus liegt ganz klar auf fahrerlosen Systemen. Unter diesen Umständen können kleine Einheiten besonders auf großen Flächen ihre Vorteile ausspielen. Bspw. würde der Ausfall einer Maschine nicht den Ausfall der kompletten Kolone bedeuten. Die einzelnen Maschinen würden stets untereinander kommunizieren, um Fahrstrategien anzulegen oder um den Abfahrer zu rufen. Grundsätzlich ist die Steuerung einer kleineren Maschine wesentlich einfacher. Deutliche ackerbauliche Vorteile ergeben sich jedoch vor allem aus der kleineren Arbeitsbreite und der vorzeitigen Trennung von Haupt- und Nebenernteprodukt, durch welche eine perfekte Strohverteilung geschaffen wird.
Ist nur eine Trennung der Fruchtstände von der Restpflanze vorgesehen oder wird auch eine Zerkleinerung der Restpflanze ermöglicht?
Der Mähseparator bzw. die dazugehörige Erntemaschine beinhaltet eine Möglichkeit zur Zerkleinerung der Restpflanze, auch wenn dies noch nicht konkret umgesetzt ist. Ziel des Mähseparators ist es, die sich aus größeren Arbeitsbreiten ergebende ungleichmäßigere Strohverteilung auszugleichen.
Was machen Betriebe, die das Stroh bergen wollen?
Eine Schwadablage des Strohs ist bereits gewährleistet. Eine Zusammenführung mehrer Schwade ist möglich, auch wenn dies noch nicht konkret Ziel des Vorhabens war.
Ist das Konzept des Schwarmdrusches anfälliger für mechanische Probleme? (Beispiel Wildschäden. Und: Mehr Einheiten auf einem Gerät bedeutet mehr Schnittstellen, also mehr Angriffspunkte für das sprichwörtliche Sandkorn im Getriebe.)
Das Konzept des Schwarmdrusches (also mehrere autonom fahrende Mähdrescher) ist prinzipiell nicht anfälliger für mechanische Probleme. Ganz im Gegenteil; der Ausfall einer Maschine würde die Ernteleistung der gesamten Kolone nur um einen Bruchteil verringern.
Ähnliches gilt auch für die Mähseparator-Technologie, welche die Schlüsselinnovation des Schwarmdrusches ist. Als Vorsatzgerät reduziert der Mähseparator Schnittstellen, sofern man die Gesamtmaschine betrachtet. Bspw. würde eine Restkornabscheidung komplett entfallen und Reinigungsflächen könnten deutlich reduziert werden.
Wildschäden oder eben auch Lagergetreide könnten tatsächlich ein Problem sein, was den Gutfluss zur Maschine betrifft. Sollte eine Trennung entsprechend der gezeigten Animation nicht stattfinden, besteht die Möglichkeit, den Gutfluss umzuleiten. Das Vorsatzgerät würde dadurch zur Vorabscheidung dienen, während der „Mähdrescher“ für die „Restkornabscheidung“ zuständig ist, ähnlich wie dies auch bei Raps der Fall sein soll. /sal